Schurwolle verarbeiten

  • Schurwolle verarbeiten

    Die frische Schurwolle ist als Vlies anfangs noch ungewaschen, ungekämmt, unsortiert und sehr fettig. Welches Ziel man mit der Wolle vorhat ist leitend in der Verarbeitung! In diesem unbearbeiteten Zustand spricht man auch von Rohwolle. Bevor man die Wolle spinnen, färben oder filzen kann, muss diese in verschiedenen Arbeitsschritten darauf vorbereitet werden.

    Schurwolle zupfen
    Die simpelste und ursprünglichste Form Rohwolle vorzubereiten ist das Zupfen, da man hier keinerlei Hilfsmittel braucht. Es ist aber auch verhältnismäßig mühsam und zeitaufwendig. Sie zupfen ein Stückchen der Wolle mit den Händen hinaus und ziehen diese vorsichtig immer weiter auseinander. Dabei entfernen Sie Verschmutzungen und kleine Knoten.

    Wolle zupfen:


    Schurwolle waschen
    Das Lanolin in der Rohwolle, welches die Schafe wie ein Schutzfilm vor Wind und Wetter schützt, muss aus der Wolle heraus gewaschen werden. Der strenge Geruch der reinen Schurwolle, der nach dem Waschen verschwindet, besteht aufgrund des Lanolins in den Tierhaaren.
    Damit das Lanolin nicht verharzt und dadurch die Wolle vergilbt muss die Reinigung der Wolle zeitnah nach dem Scheren geschehen, am besten nach dem spinnen.. Legen Sie die Wolle in ca. 45° warmes Wasser und warten Sie eine Weile. Hierbei darf die Wolle auf keinen Fall bewegt werden, da sie sonst verfilzt. Wollstoff ist von Natur aus anfällig für das Verfilzen, weil die Oberfläche von Tierhaaren wie Schafswolle schuppig-rau ist wie die Schuppen eines Tannenzapfens. Verstärkt wird der Verfilzungs-Effekt bei Wolle noch durch höhere Temperaturen. Denn in warmem Wasser quellen die Wollfasern auf, spreizen die Schuppen stärker ab und verhaken sich noch mehr. Die Wolle vorsichtig spülen und dann zum Trocknen ausbreiten. Bei Bedarf wiederholen Sie den Vorgang einfach.

    Wolle waschen:

    Schurwolle kardieren
    Für das Kardieren der Schurwolle brauchen Sie zwei sogenannte Handkarden. Das sind zwei handliche Bretter mit Stielen für einen guten Griff, die mit vielen kleinen Stahlhacken bestückt sind. Nachdem die Schurwolle auseinander gezogen wurde, wird sie nun stückweise auf eine Handkarde gelegt. Mit der anderen, noch leeren Karde zieht man nun in die gegenüberliegende Richtung immer wieder über die gefüllte Karde, so dass sich die leere Karde immer weiter mit der Wolle füllt. Diesen Vorgang wiederholt man so lange bis die Wolle sauber und gleichmäßig gekämmt ist. Als Alternative zu den Handkarden gibt es auch kleine Kardiermaschinen – Maschine, das macht die Arbeit leichter und es geht schneller.

    wolle von Hand kardieren

    Wolle mit Kardiermaschine:

    Der Kammzug
    Eine ebenfalls einfache Methode, die Schurwolle auf das spätere Spinnen vorzubereiten, ist die Bearbeitung der Wolle mit dem Kammzug. Das Prinzip ist dem Kardieren der Schurwolle ähnlich. Auf einem Wollkamm wird die Wolle festgehakt und dann mir einem anderen Wollkamm vorsichtig immer wieder auseinander gezogen, bis keine Knoten und kein Schmutz mehr in der Wolle zu finden sind. Die langen Wollfasern die durch das Kämmen entstehen eignen sich besonders gut für das spätere Verspinnen der Wolle. Natürlich kann man auch bereits fertig gekämmte Wolle, sogenannte Kammzugwolle in Fachgeschäften erwerben.

    Wolle als Kammzug:


    Schurwolle spinnen
    Mit einem Spinnrad oder mit einer Handspindel können Sie die kardierte und gekämmte Wolle zu einem gleichmäßigen Faden verarbeiten. Dieser Vorgang braucht ein wenig Übung ist aber leicht zu erlernen. Hierbei wird die Wolle zu einem dünnen, gleichmäßigen Faden verarbeitet. Der Faden eignet sich dann zum Stricken, Häckeln oder Weben.

    Schurwolle färben Wolle spinnen

    Wollen spinnen: einfach oder mit Spinnrad:


    Wolle färben

    Wie bekannt, gibt es nebst den weißen auch schwarze Schafe sowie verschiedene natürlich braune Farbabstufungen. Der Wunsch nach weiteren Farben führte zu verschiedensten Techniken, die ganze, hochspezialisierte Handwerkszünfte in der Vergangenheit umfasste, z.B. die Blaufärber. Mit natürlichen Pflanzenfarben können Sie die Schurwolle nach Ihrem Geschmack färben. Vor dem Färben der Schurwolle ist es notwendig als ersten Arbeitsschritt die Wolle vorzubeizen. Nach dem Vorbeizen kommt dann die Farbe mit ins Spiel. Gelbe Töne erzielen Sie mithilfe von Zwiebelschalen, Grüntöne mit Schilfblüten und Kastanienblättern, Brauntöne mit Walnussschalen. Ein kräftiges Rot erreichen Sie mit der Zugabe von Krappwurzeln. Ihrer Experimentierfreude und Kreativität sind beim Färben keine Grenzen gesetzt.


    In der Färbebranche unterscheidet man zwei Färbverfahren.

    a) Direktziehende Farben, die im Wasser aufgekocht werden und die Schafwolle direkt in dieser Farbe einfärben.

    b) Oxidationstechniken (Küpenfärberei), deren Farbherstellung normalerweise in einem Gärverfahren geschieht und wo sich die eigentliche Farbentwicklung erst durch Oxidation mit der Luft (Sauerstoff), nach dem Herausnehmen aus dem Färbebad entwickelt (z.B. Blau- oder Waidfärberei).

    Wolle färben: